Dortmund

Memorial und die Zukunft Russlands: Dr. Irina Scherbakowas Einblicke an der TU Dortmund

Dr. Irina Scherbakowa, Mitbegründerin von Memorial, hielt kürzlich einen Vortrag an der TU Dortmund im Rahmen der Vortragsreihe „Initialzündung“. In ihrem Vortrag berichtete sie über die langjährige Arbeit der Menschenrechtsorganisation und betonte die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, um die aktuellen Entwicklungen in Russland zu verstehen.

Memorial wurde 1989 gegründet und begann nach dem Ende der Sowjetunion 1991 mit der Aufarbeitung der stalinistischen Herrschaft. Die Organisation klärte über die Verbrechen in den Gulags auf, errichtete Mahnmale und schuf eine umfangreiche Datenbank mit Informationen über Millionen Opfer. Scherbakowa betonte, dass diese transparente Auseinandersetzung mit der Vergangenheit entscheidend sei, um eine demokratische Entwicklung zu ermöglichen.

Die Historikerin wies darauf hin, dass in den 1990er-Jahren in Russland versäumt wurde, die Täter des kommunistischen Regimes zu verurteilen und Strukturen für eine demokratische Zukunft aufzubauen. Memorial sah bereits im ersten Tschetschenienkrieg grobe Menschenrechtsverletzungen und Xenophobie aufkommen. Mit der zunehmenden Entdemokratisierung unter Präsident Putin wurden demokratische Institutionen abgeschafft und eine nationalistische Ideologie verfolgt.

Das Gesetz über „Ausländische Agenten“ führte schließlich zum Verbot von Memorial in Russland im Jahr 2022. Trotz der aktuellen politischen Situation äußerte Scherbakowa zum Abschluss ihres Vortrags eine optimistische Botschaft. Sie rief dazu auf, traditionelle Strukturen zu überwinden und gemeinsam für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde einzustehen.

Die Vortragsreihe „Initialzündung“ an der TU Dortmund widmet sich bedeutenden Persönlichkeiten und Themen. Neben Dr. Irina Scherbakowa waren bereits andere Nobelpreisträger zu Gast, um ihre Expertise und Erfahrungen zu teilen. Die Veranstaltungen werden von der Wilo-Stiftung unterstützt und bieten einen interdisziplinären Austausch über relevante gesellschaftliche und wissenschaftliche Fragen.

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